Teaching
- Health, illness, and social inequality
- Medicalization of dying, gender, and sexuality
- Medicine and organization
- Medical gaze and professional authority
- Clinical encounter
- Digitalization (eHealth/mHealth)
„Zu den wenigen Konstanten in der hundertjährigen akademischen Geschichte der Soziologie gehört die Annahme, daß die moderne Gesellschaft durch ein besonderes Ausmaß und durch eine eigentümliche Form sozialer Differenzierung zu kennzeichnen sei.“ Luhmann, Niklas (1995): Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 215.
Wenn die Soziologie sich mit dem Gegenstand "Gesellschaft" beschäftigt, dann stößt sie zunächst nicht auf eine homogene Einheit, sondern auf unterschiedliche Bereiche, die nach unterschiedlichen Regeln zu funktionieren scheinen, auf spezialisierte Kontexte und auf Arbeitsteilung. Hieraus entsteht die Frage nach dem Ganzen, nach der Einheit und nach dem Zentrum, schließlich auch nach der Gemeinsamkeit, die sich in einer als entzweit erscheinenden Gesellschaft nicht mehr wiederfinden lässt. Diese Art zu beobachten ist das Geschäft der Differenzierungstheorien, die das Fach der Soziologie von Anbeginn an begleiten.
In diesem Seminar sollen ausgewählte neuere Gesellschaftstheorien (Luhmann, Latour, Boltanski & Thévenot) hinsichtlich des Motivs der Differenzierung anhand konkreter Beispiele systematisch verglichen werden (Politik, Familie, Kunst, Wirtschaft). Lernziel des Seminars ist es, einen souveränen und problemorientierten Umgang mit aktuellen und international diskutierten Gesellschaftstheorien zu fördern.
In medical contexts, it is often emphasized that the "human" or the "individual" would be at the center. One would like to deal not only with a medical patient but with a so-called "whole person." "Personalized medicine" apparently goes one step further here, offering specifically tailored therapies to individual patients.
But what does "personalized medicine" actually mean sociologically? To what extent is "personalized medicine" a pleonasm from a sociological perspective? What is the medical significance of persons, humans or individuals anyway? How are persons made addressable in different medical contexts? How does one become a patient?
This relationship between medicine and the person will be examined in this seminar using several examples (surgery, sleep lab, nanomedicine, palliative care, infectious diseases). In addition, general medical sociological questions will also be addressed, such as: What is medicine? What do doctors do? How do diseases arise? What do patients do?
Jenseits des Hypes um sogenannte „Künstliche Intelligenz“ soll es in diesem Seminar darum gehen, wie sich die Kommunikation mit einem nicht-intelligenten Gegenüber soziologisch fassen lässt. Das Seminar geht dabei mit Elena Esposito davon aus, dass „Künstliche Intelligenz“ gerade deshalb so leistungsfähig ist, weil sie eben nicht intelligent ist. Abstrakter betrachtet zeigt sich, dass Kommunikation und Intelligenzunterstellung schon seit jeher nicht zwangsläufig einhergehen müssen – man denke z. B. an die Kommunikation mit Göttern, Toten oder allgemein dem Jenseits. Tiere können zu Kommunikationspartnern werden. Ebenso sind Wachkomapatienten oder an fortgeschrittener Demenz erkrankte Personen Adressaten von Kommunikation. In der Soziologie selbst ist die produktive Kommunikation mit Zettelkästen dokumentiert worden (Luhmann).
Dies wirft grundlegende soziologische Fragen nach dem Verhältnis von Kommunikation, Intelligenz und Bewusstsein sowie der Herstellung von Ansprechbarkeit auf. Wozu braucht Kommunikation überhaupt die Unterstellung eines intelligenten Bewusstseins als Gegenüber? Was ist überhaupt Kommunikation? Und was ist dann das „Künstliche“ an Künstlicher Intelligenz und Kommunikation?
Death and dying cannot be described solely as biochemical processes or considered as merely clinically determined judgments, but denote states that are thoroughly 'socially determined' (David Sudnow). This old claim contains, in a nutshell, the basis of the sociological approach to dying and death. Based on this, one can then ask about the social conditions and circumstances of dealing with dying and death in modernity. This will be the focus of this seminar.
Topics include, among others: societal interpretations, controversies (tabooing, repression, awareness) and their changes (hospice movement, palliative medicine), professional ways of dealing with death and dying (specialised facilities, multidisciplinarity, medicalization) as well as end-of-life decision-making (e.g., organ donation, physician-assisted suicide, sedation).
Das gesellschaftstheoretische Bemühen Bruno Latours zielt darauf ab, die Soziologie für die Performanz sogenannter nicht-menschlicher Aktanten zu sensibilisieren. Hieraus folgt für ihn die Notwendigkeit einer »Neuanordnung des Sozialen«, die mit der Metaphysik und einem Denken in Substanzen und Identitäten bricht. Der Anspruch besteht letztlich darin, eine "neue Soziologie für eine neue Gesellschaft" zu entwickeln. Diese Übung wird eine niederschwellige Einführung in Werk und Denken Latours bieten. Zentrale Thesen Latours sollen dabei in einem größeren gesellschaftstheoretischen Kontext diskutiert werden (z. B. Modernisierung, Differenzierung, Technisierung).
Sterben und Tod können nicht allein als biochemische Vorgänge beschreiben werden oder als nur klinisch determiniertes Urteil gelten, sondern bezeichnen Zustände, die durchweg »sozial determiniert« sind (Sudnow 1973: 90). In dieser alten Feststellung steckt in nuce die operative Grundlage der soziologischen Befassung mit Sterben und Tod. Auf dieser Basis lässt sich dann nach den gesellschaftlichen Antezedenzbedingungen des Umgangs mit Sterben und Tod in der Moderne fragen. Darum soll es in diesem Seminar gehen.
Themen sind unter anderem: Gesellschaftliche Deutungen, Kontroversen (Tabuisierung, Verdrängung, Überwindung) und deren Wandel (Hospizbewegung, Palliativmedizin), professionelle Bearbeitungsformen (spezialisierte Einrichtungen, Multiprofessionalität, Medikalisierung) sowie Entscheidungsfragen am Lebensende (z. B. Organspende oder ärztlich assistierter Suizid).
Dieses Seminar beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Literatur und Gesellschaft. Der erste Teil des Seminars fragt nach der soziologischen Gegenstandskonstitution: Was interessiert die soziologische Perspektive an Literatur? Welchen Status hat Literatur als soziologischer Erkenntnisgegenstand? Der zweite Teil des Seminars kehrt die Fragestellung um: Inwiefern kann die Soziologie selbst zu einem literarischen Gegenstand werden? Schließen wird das Seminar mit der Betrachtung einiger literarischer Formexperimente der Soziologie: Roman, Predigt, autobiografische/autoethnografische Selbstthematisierung.
From a sociological point of view, health and illness are not conceived as mere biochemical pro-cesses but as definitions, that are tied to specific historical, societal, political, scientific beliefs and understandings. In this course, we will discuss the different perspectives on various dimensions of health, illness, and the role of medicine in a functionally differentiated society. Topics of this course include:
Das gesellschaftstheoretische Bemühen Bruno Latours zielt darauf ab, die Soziologie für die Per-formanz sogenannter nicht-menschlicher Aktanten zu sensibilisieren. Hieraus folgt für ihn die Notwendigkeit einer „Neuanordnung des Sozialen“, die mit der Metaphysik und einem Denken in Substanzen und Identitäten bricht. Der Anspruch besteht letztlich darin, eine „neue Soziologie für eine neue Gesellschaft“ zu entwickeln.
Diese Übung wird eine niederschwellige Einführung in Werk und Denken Latours bieten. Zentrale Thesen Latours sollen dabei in einem größeren gesellschaftstheoretischen Kontext diskutiert wer-den (z. B. Modernisierungstheorie, Differenzierungstheorie).
Während das „traditionelle“ Sterben unter anderem von einer Präsenz des Priesters am Sterbebett gekennzeichnet war, gehört das Sterben in der Moderne zur Domäne des Ärztlichen. Trotz aller Bemühungen um ‚multiprofessionelle Teams‘ sowie ‚flache Hierarchien‘ in der modernen Pallia-tivversorgung und Sterbebegleitung bleibt es die Aufgabe des Arztes oder der Ärztin, die grund-legenden Entscheidungen am Lebensende zu fällen. In dieser Übung werden zentrale professions-, organisations- und gesellschaftstheoretische Perspektiven auf das Problem der Entscheidungen am Lebensende anhand der aktuellen Forschung zum Thema vorgestellt und diskutiert.
Eine eigenständige Soziologie des Sterbens, auch genannt Thanatosoziologie, gibt es – wenn es sie überhaupt gibt – erst seit den 1960er-Jahren. Seither entwickelten sich unterschiedliche sozio-logische Diskursstränge, die jeweils unterschiedlich auf das Thema des Sterbens zugreifen und sich folglich für verschiedene Aspekte dessen interessieren. In dieser Einführung werden die un-terschiedlichen soziologischen Thematisierbarkeiten des Sterbens systematisch aufgearbeitet — beginnend beim ›Herbeischreiben des Gegenstandes‹ bis hin zu gegenwärtigen ›abkühlenden‹ und entdramatisierenden Beschreibungen. Ziel ist es, einen allgemeinen Überblick sowohl über die klassische als auch über die aktuelle Forschung zum Thema zu geben.
Bruno Latour ist einer der wenigen derzeit Lebenden und international beachteten ›großen‹ Soziologen, die eine allgemeine Theorie des Sozialen vorgelegt haben. Latour geht es dabei um nichts Geringeres als um eine ›Neuanordnung des Sozialen‹. In dieser Veranstaltung möchten wir uns entlang der Grundbegriffe des Netzwerks, des Kollektivs und der Existenz-weisen einen groben Überblick über das vielschichtige Werk Latours verschaffen und dabei sowohl die Funktionen als auch die Folgen dieser ›Neuanordnung des Sozialen‹ diskutieren.
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Wenn die Soziologie sich mit dem Gegenstand ‚Gesellschaft‘ beschäftigt, dann stößt sie zunächst nicht auf eine homogene Einheit, sondern auf unterschiedliche Bereiche, die nach unterschiedlichen Regeln zu funktionieren scheinen, auf spezialisierte Kontexte und auf Arbeitsteilung. Hieraus entsteht die Frage nach dem Ganzen, nach der Einheit und nach dem Zentrum, schließlich auch nach der Gemeinsamkeit, die sich in einer entzweiten Gesellschaft nicht mehr wiederfinden lässt. Dies Art zu beobachten ist das Geschäft der Differenzierungstheorien, die das Fach der Soziologie von Anbeginn an begleiten. In diesem Seminar sollen verschiedene Differenzierungstheorien gelesen und deren „Metaphern der Gesellschaft“ (Lüdemann) nachgezeichnet werden, angefangen bei den Klassikern -- Gesellschaft als Organismus (Durkheim), als System (Parsons/Luhmann) und als Spielfeld (Bourdieu) -- bis hin zu neueren Entwicklungen -- Gesellschaft als Rechtfertigungsordnung (Boltanski/Thévenot), als Netzwerk (Latour), als Gegenwarten und als verteilte Intelligenz (Nassehi).
Vorkenntnisse sind keine erforderlich, wohl aber die Bereitschaft sich auf die Lektüre anspruchsvoller Texte einzulassen.
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Wissenschaftliche Arbeitstechniken für den Studiengang Sozialwissenschaften
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Dieses Seminar widmet sich der Bedeutung des Todes und des Sterbens in der modernen Gesellschaft. Diese ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass das Sterben in immer größerem Maße in organisierte Formen übertragen und so vergesellschaftet wird. Gegenwärtig erreicht diese Entwicklung einen Höhepunkt mit einer bisher nie da gewesenen Formvielfalt, innerhalb derer das Sterben organisiert werden kann. Die Entstehung und Verbreitung von stationären Hospizen, Palliativstationen sowie der Ausbau ambulanter Formen der Sterbebegleitung belegen diese These. In diesem Seminar soll unter anderem der Frage nachgegangen werden, welche Sterbeideale und Todesbilder unterschiedliche organisationale Settings hervorbringen und wie ein Sterbeprozess überhaupt beurteilt werden kann, an dessen Ende der Betroffene immer tot ist.
Vorkenntnisse sind keine erforderlich, wohl aber die Bereitschaft sich auf die Lektüre anspruchsvoller Texte einzulassen.
Professionen kommen ins Spiel, sobald unentscheidbare, existenzielle Fragen des Lebens entschieden werden müssen. Die klassischen Professionellen wie Ärzte, Priester oder Juristen sind mit hohem sozialem Prestige ausgestattet und können so über den Gebrauch von Machtstrukturen asymmetrische Kommunikationsformen in Anspruch nehmen, die unter Normalbedingungen kaum anschlussfähig wären. Dass der Arzt mit einem Patienten sprechen kann, wie mit einem Kind, ist nur eine dieser unwahrscheinlichen Kommunikationsformen, die genau dann wie von selbst plausibel werden, sobald wir es mit professionellen Akteuren zu tun haben. Besonders interessant scheint in diesem Seminar der Arzt, denn an ihm lässt sich beispielhaft studieren, wie ein professioneller Akteur seinen Klienten dazu bringt, nicht nur zu machen was er soll, sondern darüber hinaus dieses Sollen auch noch selbst zu wollen.
Vorkenntnisse sind keine erforderlich, wohl aber die Bereitschaft sich auf die Lektüre anspruchsvoller Texte einzulassen.
Einer der wichtigsten deutschen Soziologen war sicherlich Niklas Luhmann, der vor nunmehr ziemlich genau 30 Jahren (1998) verstarb. Seine Systemtheorie vertrat keinen geringeren Anspruch als eine allgemeine Theorie des Sozialen zu sein, mit der sich alle Bereich der Gesellschaft erfassen lassen sollen. In diesem Seminar wird es darum gehen, grundlegende Begriffe und Muster systemtheoretischen Denkens kennen zu lernen (z. B. Kommunikation, Sinn, Autopoiesis). Wie kann man sich eine Gesellschaft ohne Zentrum und Spitze vorstellen? Was ist überhaupt damit gemeint, wenn von der Gesellschaft als System die Rede ist? Und was ist ihre Umwelt? Und schließlich: Was für eine Bedeutung hat diese Theorie heute noch, 30 Jahre nach Luhmanns Tod?